12:11:37 – Besserwisserresultat

mit Hunden Schwimmen

Wie es sich für ein vernünftiges Wesen gehört, betrachtete ich in gebührendem Abstand und angemessen argwöhnisch diese riesige Pfütze, die kein Ende nimmt und direkt in den Himmel übergeht. Ein grenzenloses Element aus Blau-, Grün- und Grautönen. Es roch salzig und bedrohlich. Aber T war fest entschlossen, dass das, was ihr gefällt, auch automatisch mir gefallen musste. (Viel später, zurück in Deutschland, an einem See, der ganz von Schilf umrandet war, hat sie mir mal gestanden, dass sie sich gruselt, wenn sie nicht sehen kann, was unter ihr schwimmt.) An diesem Tag, der übrigens weder sonderlich sonnig noch bis dahin sonst wie besonders war, ist T mit mir einige Kilometer über den Strand gelaufen. Immer an der Wasserkante entlang. Angeleint! Jawohl! Denn die Franzosen haben, bei aller Lässigkeit, Angst vor Hunden. Große Angst. So groß, dass sie das scheußliche Wort Leinenpflicht überall auf Schilder malen. Was für eine idiotische Verordnung. Nichts gegen Pflichten im Allgemeinen. … Weiterlesen..

12:11:28 – Umweg

Hündin Milla in Frankreich

T behauptet ja in schönster Regelmäßigkeit, der Weg ist das Ziel. Muss sie MIR nicht erklären. Wenn ich unbedingt meinen Ring oder ein Stöckchen aus dem Wasser retten will, dann lege ich mich dafür sehr ins Zeug. Sollte T aber aus unerklärlichen Gründen in dem Moment was anderes wollen als ich, dann warte ich einfach auf die nächste Gelegenheit. Denn, auch das hat T irgendwann erkannt, manchmal braucht man eben einen langen Atem. Schon erstaunlich, dass ausgerechnet T das sagt. Und sogar meint. Manchmal jedenfalls. Sobald T sich nämlich bewusst macht, dass der Weg ja eigentlich das Ziel ist, wird der plötzlich zur quälenden Herausforderung. Der großen, der ganz großen Qual. Irgendwann ploppt der Punkt auf, an dem T ver- und zweifelt, mit allem und jedem hadert, schimpft, tobt, weint, sich aufregt, sämtliche Zuversicht verliert, wenn es nicht so klappt, wie sie es geplant hat (meine Rede: ohne Pläne ist einfacher). Auf unserem Weg in … Weiterlesen..

12:11:00 – Sprachholperigkeiten

Autofahrt mit Hund

Es war Sommer. Mein erster Sommer bei T. Mein erster Sommer überhaupt. Meine erste lange Fahrt im Auto. Meine erste Nacht im Auto. Mein erster Besuch in einem fremden Land. Wer hat schon das Privileg, sich an den ersten Sommer seines Lebens zu erinnern? Ich tue es. Mehr als deutlich. Denn dieser Sommer war nicht nur mein erster, er war auch sehr besonders. Begonnen hat er unspektakulär. T hatte ja lange in Berlin gelebt und war nun wieder in ihrer alten Heimat. Sie traf viele alte Freunde. So auch die Eltern von O. Mit O ist T aufgewachsen. Sie nennt ihn ihre Sandkastenliebe. O ist nur drei Wochen älter als T. Sie sehen sich nur selten. Denn er wohnt seit vielen Jahren in Frankreich. O’s Eltern hatten gehofft, dass O und T eines Tages heiraten. Aber O hatte sich in eine Französin verliebt und die geheiratet. Sie haben ein Haus gebaut und drei Kinder bekommen. … Weiterlesen..

12:10:00 – Ostmeerliebe

Autorin Tina Gorf

Es ist ihre letzte Reise. Und sie macht das wunderbar. Wie meint Dr. C das jetzt? Letzte Reise. Wieso denn letzte Reise? Was heißt hier letzte Reise? T hat mir versprochen, dass wir schwimmen gehen. Bald. Ganz bald. Hat sie damit vielleicht sogar gemeint, dass wir wieder ans Ostmeer fahren? Oh, ich liebe das Ostmeer. Ich liebe, liebe, LIEBE es! Den Strand, die Möwen, die Wellen. T wirft den Ring, der sich in den Sand bohrt. Ich wühle meine Nase tief in die kitzligen Krümel, buddle wild mit den Vorderpfoten nach dem Ring. Wenn ich ihn nicht finde, belle ich T um Hilfe an und sie gräbt ihn für mich aus. Wirft ihn gegen den Wind im hohen Bogen in den blauen Himmel mit den weißen Wölkchen. Und der Ring plumpst in das blaue Ostmeer, das auch weiße Wölkchen hat. Ich sehe den Ring fliegen und fallen und hopse hinterher, pflüge durch das Wasser. Die … Weiterlesen..

12:09:35 – Dominanzgerangel

Autorin Tina Gorf

Ich mochte Chila’s stürmische und übermütige Art. Wir wurden richtig gute Freundinnen. Obwohl wir so unterschiedlich waren. Aber dann kam dieser Tag, der alles veränderte, an dem es eskalierte. Es war der Tag, als A zu T sagte: Ich habe mich neu verliebt und werde mit B und Chila zu ihm ziehen. T war traurig, dass A und U sich getrennt hatten und A mit B und Chila wegziehen würde, weil nämlich dann auch U nicht mehr unser Nachbar bleiben würde. T hat A geholfen, den Garten aufzuräumen. Buddelte mit ihr Blumen und Sträucher aus. Das war übrigens das einzige Mal, dass Chila unbedingt mithelfen wollte und es auch mit aller Kraft tat. Dagegen lag ich auf dem Rasen, sah T und A und Chila zu. Chila war enttäuscht, weil ich ihre Zerstörungsbegeisterung nicht teilen wollte. Irgendwann war alles erledigt. A und T aßen Kuchen, Chila und ich bekamen jede eine Kaustange. A erzählte, dass … Weiterlesen..

12:09:00 – Bestimmerwechsel

Hündin Milla

Die Sache mit Daisy aus der Schweiz und dem Triangel in meinem Ohr war eine blöde Verstrickung von unglücklichen Zufällen, wie T es irgendwann versöhnlich nannte. Stimmt. Deswegen hatte ich damals auch nicht das Bedürfnis, Daisy einen Denkzettel zu verpassen. Oder mich gar zu revanchieren. Abgesehen davon, dass ich mich nicht erinnern kann, wann ich je irgendwelche Rachegelüste verspürt hätte. Und außerdem war ziemlich klar, dass wir uns nie wiedersehen würden. Im Fall von Schröder oder Chila war das allerdings anders. Die waren ja Bestandteil meines Lebens. Schröder war als Welpe und auch als Junghund sehr verliebt in mich. Ich fühlte mich geschmeichelt und immer herzlich willkommen, wenn er seine langen Beine verknotet und vor Freude geheult hat. Seit ich selber kein Welpe mehr bin, kann ich mit so stürmischen Strolchen aber nichts mehr anfangen. Richtig Spielen ist mit den Winzlingen ja eh nicht. Ständig stolpern sie über ihre eigenen Pfoten. Ständig wollen sie einen … Weiterlesen..

12:08:23 – Schatteneindringling

Dogge Schröder und Milla im Garten

Endlich nahm K mir die Leine ab. Ich schüttelte mich, kratzte mir mit der Hinterpfote am Hals, fuhr mir ein paar Mal mit der Zunge durch das Fell. Dann war ich bereit. Aber es passierte erst mal – nichts. Jedenfalls nichts, was meine komplette Aufmerksamkeit erforderte. Denn K sprach zu den alten Zweibeinern. Ja, es schien, als hätte K mich vergessen. Also legte ich mich neben K’s Füße, um ihr zu signalisieren: Ich bin entspannt. So entspannt, dass mir irgendwann die Augen zuklappten. Die ich aber sofort wieder öffnete, als K mit ihrem Vortrag fertig war. Und da erblickte ich eine sehr kleine Zweibeinerin in einem hellen langen Kleid und nur sehr wenigen Haaren auf dem Kopf. Sie öffnete den Mund. Zum ersten Mal sah ich einen Zweibeiner, der keine Zähne hat. Dafür einen Stuhl mit Rädern. Die zahnlose Zweibeinerin winkte uns zu. K und ich folgten ihrem Gruß. Hallo, Frau S, das ist Milla, … Weiterlesen..

12:08:19 – Ausleihauftrag

Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger Entspannung – bei K ging das ganz wunderbar. Ohne die Ohren auf Durchzug zu stellen, suhlte ich mich ausgiebig in dem Gefühl, Teil eines großen Rudels zu sein. Neben K und L gab es nämlich noch Willi und Emma. Wir kannten uns von früher, aus der alten Heimat. Willi, ein etwas schlichter, ewig hungriger und deswegen dauer-maunzender Kater, hat ein massives Problem mit dem Gleichgewicht, was bei seinen Proportionen – ab der Hüfte wird’s birnenförmig – kein Wunder ist. Der Birnenpo ist inzwischen verschwunden, weil Willi seit dem Umzug endlich das sein kann, was er eigentlich immer war: ein Streuner. Zwar immer noch mit Gleichgewichtsproblemen, aber rank und schlank. Emma und er haben sich trotzdem nicht ineinander verliebt. Was aber wohl an ihr liegt. Sie ist eine dreifarbige Katze und man weiß ja, dass die durchaus kapriziös sein können. Eigentlich gehört auch noch Butscho the Bhudda zum Rudel. Der eindrucksvollste, mächtigste, friedfertigste … Weiterlesen..

12:08:00 – Zweitjob

www.millas-block.de

Als T mich das erste Mal besuchte, damals bei Bauer G, war nicht nur C, ihre jüngere Schwester mit, sondern auch K, von beiden die jüngste Schwester. K hat mir später eine Menge Dinge beigebracht, mit denen ich T noch heute stolz mache. K ist übrigens die erste, die mich Fressschwein genannt und dabei stürmisch umarmt hat. Dabei hat sie gelacht. Und sofort meine allergrößte Schwäche erkannt: Ich bin käuflich. Wedle mit einem Stück Wurst oder Käse oder Möhre, halte mir einen fast leeren Joghurtbecher vor die Nase oder locke mich meinetwegen mit diesen lächerlich kleinen Katzenkräckern – ich bin sofort fokussiert, aufmerksam und höre übereifrig aufs Wort. Rolle über den Boden, gebe Pfote, reagiere auf peng! mit stabiler Seitenlage oder lege den erjagten Beuteball bei in die Hand folgsam auf die geöffnete Handfläche. Auf in die Hand ist K übrigens besonders stolz. Sie sagt noch heute: Milla hat das innerhalb von zwei Minuten geschnallt. … Weiterlesen..

12:07:30 – Rhythmusturbulenzen

www.milla-blick.de

Und dann passierte auch noch diese Sache mit meinem Fell am unteren Rücken. Es löste sich einfach ab. Erst war es nur eine kleine Stelle, die ein bisschen juckte. So, als hätte mal wieder eine Mücke ihren Rüssel durch mein Fell in meine rosa Haut gewühlt. T fiel das Loch im Schwarz erst auf als ich aus dem See kam und mich schüttelte. Tut das weh?, fragte T, strich mir über die Stelle – und war erschrocken, weil ein nasses Fellbüschel an ihren Fingern klebte. Obwohl ich nicht zusammenzuckte – es tat noch nicht weh, juckte nur -, roch ich T’s Besorgnis. Als sie nicht hinguckte, versuchte ich das Jucken zu verbeißen. Aber ich kam nicht mit meiner Schnauze dran – weil mich ja die Spondylosen und die Arthrose ärgerten. Innerhalb einer Woche schmerzte meine felllose Stelle bei jeder Berührung und war so groß, dass T sie fotografierte und mir einen Zollstock auf den Rücken … Weiterlesen..