12:19:26 – Wasserungeheuer

Hundeurlaub in der Schweiz

 T fand eine etwas ruhigere Stelle, setzte sich auf einen Baumstamm, gab mir eine Kaustange und sich selber eine Banane. Schweigend aßen wir, während das Wasser uns ignorierend in atemloser Eile lärmend ins Tal jagte. T murmelte keine staunenden Bewunderungssätze mehr, sondern fotografierte stumm. Ich legte mich neben sie und ruhte mich aus. Spürte die Kraft des Wassers, roch seine ungestüme Wildheit und konnte mich an nichts erinnern, was mich je so eingeschüchtert und gleichzeitig fasziniert hatte. T ließ schließlich die Kamera sinken, atmete ein paar Mal tief ein und aus und murmelte jetzt etwas von Willkür, Trotz, und Auflehnung der Natur. Nun waren wir zwar in der berühmten Via Mala Schlucht. Aber bleiben wollten wir hier nicht. Wir mussten also wieder hoch. Aber T geht genauso ungern wie ich zweimal den gleichen Weg. Nur wenn es sich überhaupt gar nicht vermeiden lässt (Ich sage nur: Lieblingsblumenbluse). Doch es gab weit und breit keine Brücke. … Weiterlesen..

12:19:00 – Felsenschluchtdrama

Urlaub mit Hund in der Schweiz Wandern in der Schweiz

Das Beruhigende am Alltag ist seine Routine. Man weiß, was einen erwartet. Der Rhythmus ist vorgegeben, kleine Abweichungen lassen sich problemlos integrieren. Aufregung, meist nur kurzfristig und ohne große Bedeutung, verursacht höchstens die Erkenntnis, dass mal wieder Sonntag ist und Blumen-A und ihre Kekse deswegen nicht auf mich warten. Aber selbst Sonntage gehören unterm Strich zur Alltagsroutine. Bei unserer Schweizreise sah das anders aus. Unsere einzige Routine war, dass es keine gab. Überraschenderweise hat mir das gefallen. Vor allem, weil sich die Landschaft dauernd veränderte. Und mit ihr die Luft. Die vibrierte, summte, schwirrte, flimmerte, pulsierte. Sie roch sauber und klar. Manchmal zog am Morgen der Duft von feinem Nebel an uns vorbei. Manchmal war es ein würziger Hauch, den die Bäume und Wiesen verströmten. Abenteuer in all ihren Facetten riechen blumigsamtig. Nur der scharfe Geruch der Gefahr, der uns an diesem Tag auflauerte, der versteckte sich vor mir. Die letzten Stunden, bevor wir am … Weiterlesen..

12:18:30 – Gletschersuche

Mit Hündin Milla in der Schweiz

Wir machten immer wieder Rast an dem hellen Bach, dem wir die ganze Zeit folgten, schlürften sein unglaublich köstliches und unglaublich kaltes Wasser und wunderten uns zwischendurch über das Bergphänomen. So ein Berg steht riesig da. Berührt die Wolken. Schaut auf einen herunter. Schweigt. Und wartet. Aber egal, wie lange man ihm entgegenrennt – er wächst immer weiter in den Himmel und kommt gleichzeitig kein Stück näher. Weil wir schon so lange gingen und es so warm war, zog T ihre Lieblingsblumenbluse über ihrem T-Shirt aus und hängte sie über ihre Bauchtasche. Um irgendwann zu bemerken, dass sie ihre Lieblingsblumenbluse irgendwo verloren hatte. Da ich die meiste Zeit vor T herlief – schließlich musste ich ja den Weg erkunden, nach Gefahren Ausschau halten, um T warnen zu können -, bemerkte ich den herben Verlust nicht. Als T mich rief, hatte sich mir gerade ein unbekannter, sehr verführerischer Duft in die Nase geschlängelt. T klang unglücklich: … Weiterlesen..

12:18:00 – Schweizliebe

Mit Hund in der Schweiz

Hätte ich Geografie studiert, könnte ich eine Menge erzählen, über die Schweiz. Wie groß sie ist, wie viele Einwohner sie hat, wie viele Kantone und Sprachen und Städte, welche Flüsse da fließen und wie hoch die Berge sind. So kann ich lediglich sagen: Die Schweiz ist toll. Aufregend. Intensiv an Gerüchen. Sie hat Wasser, das so weich und köstlich schmeckt, wie kein anderes. Sie hat sanfte Hügel, weiche und steinige Wege, die sich durch Wiesen und Tannen schlängeln, hohe Berge mit weißen Kappen, Margeritenwälderalmen, blauen Himmel und eine Sonne, die reiner wärmt als unsere. Die Schweiz besteht genau genommen aus ganz viel unterschiedlicher Natur. Man trifft über Stunden keinen Zweibeiner. Trotzdem ist es nicht einen Moment einsam. Rucksack-R hatte uns auf dem Basel-Bahnsteig noch seine Freundin J vorgestellt und dann wurden beide von der Masse der anderen Zweibeinernreisenden fortgespült. * T hatte für uns ein Auto gemietet. Wir fuhren einfach drauf los. Ohne Plan. Ohne … Weiterlesen..

12:17:21 – Fensterplatz

Reisen mit Hunden

Am Tag unserer Abreise stiegen wir nicht in unser Auto, sondern fuhren mit der S-Bahn. Zum Berliner Hauptbahnhof. Jeder, der da schon mal hin musste, weiß, dass der trotz seiner Weitläufigkeit kein artgerechtes Auslaufgebiet ist. Unübersichtlich, verwirrend groß und glatt, überladen mit einem beißenden Geruchsmischmasch. Dazu undefinierbare, erschreckende, irritierende Geräusche, die es einem unmöglich machen, sich zu konzentrieren oder gar zu orientieren. Wer mit seinem Zweibeiner zum Hauptbahnhof will oder muss, sollte unbedingt darauf bestehen, an die kurze Leine genommen zu werden. Und erst im Zug! Kein Vergnügen! Da hektiken viel zu viele Zweibeiner rum, die aufdringlich riechen; aufdringlich laut reden; empörend aufdringlich Duftendes essen. Enge Gänge, durch die Tische und Koffer und Kinderwagen rollen. Wenn man kein Handtaschenhund ist, liegt oder sitzt oder steht man ständig im Weg. Es sei denn – man ist mit T unterwegs. Gut, gegen das Hauptbahnhofschaos kann sie auch nichts machen. Aber: T kauft mir für den Zug immer … Weiterlesen..

12:17:00 – Horizonterweiterung

Hündin Milla

Reisen bildet. Es erweitert den Horizont. Sagt Öpa. Und fliegt seit Jahren rund um den Globus. Machen T und ich nicht. Findet Öpa mehr als bedauerlich. Er ist nämlich süchtig nach fremden Ländern und Kulturen. Und versteht nicht, warum T seine Leidenschaft nicht teilt. Ach, wenn er nur wüsste. Väterchen, erklärt T vorwurfsvoll, wenn er mal wieder seufzt, dass sie viel zu wenig von der Welt sieht, erstens habe ich keine Lust, alleine zu verreisen. Und zweitens, du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich Milla stundenlang alleine bei den Koffern im eiskalten Frachtraum lasse. Am Ende vergessen die die Heizung anzustellen und dann ist die Puppylotte tief gefroren. Wie mein Futter, das T manchmal vergisst aufzutauen?! Klingt nicht verlockend. Öpa hat dafür Verständnis. Öpa bedauert T’s Singleleben. Und Öpa ist geschickt. Er zeigt Urlaubsfotos und schwärmt. Schreibt Reisetagebücher und lässt T sie lesen. T bewundert seine Bilder, lauscht aufmerksam seinen Erzählungen, liest interessiert seine … Weiterlesen..

12:16:41 – Klimperkastenkrach

Weihnachten Klavierspielen

Onkel A war empört über den Rausschmiss aus dem Doko-Hühnerstall. T enttäuscht und traurig und wütend. Mir war es egal. Wer weiß schon, wozu es gut ist. Das ist so ein Satz, mit dem sich T tröstet, wenn etwas passiert, was sie nicht ändern kann. Eine Tür klappt zu, eine andere dafür auf. Recht hat T. Nach der Causa Doko öffnete sich nämlich ein neues Bildungsfenster. Ein klassisches. Denn, das hat Öpa mir mal bei einem Spaziergang erklärt, zur Bildung gehören nicht nur Bücher und Filme, sondern auch Musik. Schwierige Geschichte. Denn ich ertrage Musik – egal welche – nur aus großer Distanz. Sobald T ihren CD-Player auf 18 stellt und laut singend und tanzend unser Wohnzimmer zur musikalischen Hüpfburg umfunktioniert, verziehe ich mich in die hinterste Ecke unseres Gartens. Was im Winter schwierig ist. Zum Glück dauern T’s ekstatische Ausraster nie lange. Und kommen nur vor, wenn T Ende unter ein Drehbuch geschrieben hat. … Weiterlesen..

12:16:32 – Animositäten

Mila und Hundefreund Elvis

Weil ich an diesem Abend meinen Staubsaugerjob im Kinosaal offensichtlich vorbildlich erledigt hatte, geräuschlos und überaus gründlich, machen T und ich seitdem regelmäßig auf intellektuell und in Bildung. Meist gehen wir zu den Franzosen. Die sind feingeistiger und nicht so krachlaut wie zum Beispiel die Amerikaner. Fazit: Bildung schadet tatsächlich nur dem, der sie nicht hat. Und ich bin definitiv auf den Geschmack gekommen. * So kurzweilig und sättigend wie im Thalia wird mein Bildungshunger leider nicht immer befriedigt. Die Literaturgruppe, zum Beispiel, die fordert mir schon einiges an Geduld ab. Die Treffen sind laut, hitzig und dauern jedes Mal Minimum zwei französische Cannes-Gewinner. Und am Ende jeder Sitzung bin ich nicht halb so vollgestopft wie nach einem Thalia-Besuch. Denn nur selten fällt ein Bildungskrümel vom Literaturgruppentisch. Darüber hinaus, und das wiegt ungleich schwerer, gibt es diverse Animositäten zwischen August und November von Seiten einiger Literaturler. Sie sagen puuuuuh oder och, nee, wenn T und … Weiterlesen..

12:16:00 – Bildungskrümel

Mit Hund im Kino

Bildung schadet nur dem, der sie nicht hat. Das hat T gesagt, in unserem vierten Sommer in unserem neuen Zuhause. Und: Milla, wir sollten mal wieder was für unsere Bildung tun. Bildung. Was für ein hübsches Wort. Allerdings, woher bekommt man Bildung? Kauft man sie im Supermarkt? Liegt die irgendwo im Garten oder findet man sie im Wald? Und vor allem: Was macht man mit ihr? Ist sie am Ende vielleicht ein Leckerbissen? Soviel kann ich vorab verraten: Bildung ist nicht immer leicht verdaulich. Sorgt manchmal sogar für Bauchschmerzen. Aber, man kann sie kaufen UND fressen. Jawohl. * T hatte also dieses dubiose, nicht näher erklärte Bildungsziel. Damit hatte ich es auch und folgte ihr treu die Straße runter. Wir wurden allerdings für einen Moment von unserer Suche abgelenkt als mich Schäferhund Maylows Zweibeiner Kneipen-A quasi im Vorbeigehen in den Adelstand erhob. Sehr nette Geste, die mein Leben allerdings nicht tiefgreifend verändert hat. Kneipen-A verwickelte … Weiterlesen..

12:15:39 – Katzenalarm

Aller guten Dinge sind drei, heißt es ja. T hat es großzügig auf fünf erhöht. Und so zog als krönender Abschluss von T’s Studienzeit der weiße Chincilla Max bei ihr ein. Sein Zweibeiner hatte einem weißen Schäferhund ein neues Zuhause gegeben und der verstand sich nicht mit Max. T hat erzählt: Max war wirklich wunderschön und puschelig. Aber leider tierisch verfloht. Sie hat Max gepudert und mehrfach entfloht. Ohne Erfolg. Und so verseuchte Max die komplette Wohnung mit seiner unruhigen Zucht. T musste Teppich, Gardinen und sogar ihr Bett entsorgen. Litt unter juckenden Flohbissen und gab Max schließlich seinem Herrchen zurück. Der Max wiederum ins Tierheim abschob. T sagt, sie habe deswegen sehr lange ein sehr schlechtes Gewissen gehabt. Danach wollte ich nie wieder eine Katze, hat T dann noch erzählt, aber dann verliebte ich mich in Sternchen. Wieder so eine vom Schicksal gebeutelte Samtpfote. Inzwischen lebte T in Berlin und schrieb für die Zeitung, … Weiterlesen..