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12:02:55 – Schweineohrzeit

Apropos Appetit. Es ist Sonntag. Und es ist Mittag. Also Sonntagmittag. Sonntagmittag = Schweineohrzeit. Ich habe die rote Metallkommode mit den sechs Schubladen perfekt im Blick. Ich schaue also T an und drehe dann meinen Kopf zur Kommode, in deren oberstem Fach die Schweineohren vom Thüringer mit den lichten Locken und der roten Brille auf mich warten. Ich lege einen sehnsuchtsvollen Blick in meine müden Augen und klopfe mit meiner Rute ein, zwei Mal auf meine Wolke und starre wieder zur obersten Schublade. Sie möchte ihr Schweineohr, sagt T zu Dr. C.

Ich bin immer wieder stolz, dass T meine Gedanken so fantastisch lesen kann. Zu meiner grenzenlosen Empörung schüttelt Dr. C auf dem Thron aber mit dem Kopf. Und T schaut zu mir, ihr Blick und ihre Stimme sind weich: Tut mir Leid, Puppylotte, jetzt nicht. Wie jetzt? T unterschlägt mir meine Sonntagsfreude, weil Dr. C das nicht will? Warum das denn?

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Ich schnaufe, damit T und Dr. C wissen, wie empört ich bin. Ok. Ich bin nicht wirklich hungrig, ehrlich gesagt, bin so zufrieden als hätte ich zwei Schweineohren gehabt. Aber es geht hier schließlich ums Prinzip. Um Routine. Routine ist wichtig, findet T und ich werde ihr da nicht widersprechen. Mit einem zweiten, etwas leiseren, deswegen aber nicht weniger vorwurfsvollen Schnaufen lasse ich meinen Kopf wieder auf die Decke sinken, strecke meine Schnauze anklagend Richtung Kommode. Hat T wenigstens ein klitzekleines schlechtes Gewissen? Ja. Hat sie. Sie streichelt sanft meine Lefzen und sagt leise: Später. Ok? Das ist ein Versprechen. Und T hält ihre Versprechen. Immer.

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